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Gottesdienst am Sonntag Estomihi, 22. Februar 2009 Predigttext: 31Und er fing an, sie zu lehren: Der
Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und
Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen
auferstehen. 32Und er redete das Wort frei und offen.
Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. 33Er aber wandte sich um, sah seine Jünger
an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst
nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Liebe Gemeinde, „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn“ – Während sich die sogenannte 5. Jahreszeit auf ihren Höhepunkt zubewegt, machen wir uns mit dem Sonntag Estomihi schon auf den Weg in die Passionszeit. „Typisch“ mögen die Einen sagen, die schon immer vermuteten, dass wir Protestanten ziemliche Spaßmuffel sind. „Gott sei Dank“ raunen die Anderen, die den Fasching höchstens als willkommene Zeit für den Skiurlaub ertragen können. Wie auch immer – mitten in der Faschingszeit mit ihrer Betonung des Fröhlichen, Ausgelassenen, Sorglosen hören wir die erste Ankündigung Jesu seines bevorstehenden Leidens und Todes. Welten prallen aufeinander. Und genau so wird es auch Petrus erlebt haben. Gerade hatte er erlebt, wie Jesus mit sieben Broten 4000 Menschen gesättigt und kurz darauf einen Blinden geheilt hatte. Voller Freude hatte er erkannt, mit wem er es da zu tun hat. „Du bist der Christus!“ konnte er voller Begeisterung sagen, du bist der, auf dem Gottes Geist liegt, der Messias, auf den wir so lange gewartet haben. Endlich bist du da. Jetzt wird alles gut. Jetzt wird unser Leben, wird unsere Welt gut. Ja, danach hatten sie sich gesehnt, Petrus, die anderen Jünger, auch Judas. Auch nach den ersten Wundern, deren Zeugen sie geworden waren, hatten sie gezögert. Waren nicht sicher gewesen. Blieben sie vorsichtig. Doch nun waren alle Zweifel beseitigt: Du bist der Christus. Und nun sollte alles schon wieder vorbei sein? Noch bevor es richtig angefangen hatte? Was für einen Sinn sollte das machen? „Wir brauchen dich, Jesus. Lebendig. Du siehst doch, wie viele Menschen auf die Begegnung mit dir hoffen. All die Kranken und Leidenden, die warten auf dich, Jesus. Wir müssen dafür sorgen, dass dich deine Gegner nicht in die Hände bekommen. Lass mich mal machen. Das darf auf keinen Fall geschehen, dass dir etwas passiert.“ Eindringlich hat Petrus auf Jesus eingeredet. Mit Engelszungen, wie wir so schön sagen. Aber von Jesus bekommt er eine harsche Antwort: Geh weg von mir, Satan! Du willst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Wer wollte es Petrus verdenken, dass er menschlich redet? Wie stark muss für Jesus die Versuchung gewesen sein, dem Willen des Petrus nachzugeben, dass er so heftig reagiert. Sein Leben zu schützen. Dem Leiden und dem furchtbaren Tod aus dem Weg zu gehen. Wir können nur ahnen, wie sehr ihn die Worte des Petrus ins Wanken gebracht haben. Petrus hat in seiner Angst nicht sehen können, dass Jesus in diesem Moment etwas ganz anderes von ihm und den anderen Jüngern gebraucht und erwartet hat. Nicht Verständnis, das wäre auch zu viel erwartet. Aber das Vertrauen, dass dieser Weg der richtige sein wird. Die Bereitschaft, diesen Weg mitzugehen. Auszuhalten, was unerträglich ist und somit der Liebe Gestalt zu geben. Wie oft verschweigen Menschen etwas aus Furcht, dass die Anderen die Wahrheit nicht ertragen werden? An wie viel Krankenbetten wird nicht über das Sterben geredet aus Furcht, dass die Liebe dieser Realität nicht stand halten wird? Wie oft meinen wir einander schützen zu müssen und versäumen dabei die Gelegenheit einander zu zeigen, dass unsere Liebe groß genug ist, auch das Unerträgliche mit zu tragen? Ich erinnere mich mit Scham an das letzte Gespräch mit meiner Mutter von Angesicht zu Angesicht. Es war kurz vor ihrem 65. Geburtstag, den wir natürlich groß feiern wollten. Ich war damals hochschwanger und habe sie nach einer Operation im Krankenhaus besucht, fest davon überzeugt, dass sie wieder gesund wird. Als ich ihr den Brief meiner Schwester aus dem Urlaub vorlas fiel der Satz „Aber bis dahin bist du längst wieder zu Hause.“ „Oder im Grab“ sagte meine Mutter wie beiläufig. „Sag doch so was nicht, Mama“, war alles, was ich damals sagte. Wenige Tage später bekam sie eine Hirnblutung und starb. „Die Liebe erträgt alles“ – so haben wir es vorhin in der Lesung aus dem 1. Korintherbrief gehört. Und Paulus kann das so vollmundig schreiben, weil er vor Augen hatte, wie Gottes Liebe in Jesus alles erträgt. Auch seine Jünger, die genauso dusselig waren wie ich damals am Krankenbett meiner Mutter. Er schickt sie nicht weg. Er bleibt weiter mit ihnen zusammen. Und er gibt ihnen immer wieder neu die Chance, ihrer eigenen Liebe zu vertrauen. Noch zwei Mal kündigt er sein bevorstehendes Leiden an. Beim Passahmal nimmt er die 12 direkt mit ins Geschehen. Im Garten Gethsemane bittet er seine Jünger um ihren Beistand. Am Kreuz vertraut er seine Mutter einem seiner Jünger an. Diese Zeit, diese Chancen brauchen seine Jünger auch. Immer wieder verschließen sie lieber die Augen vor der Realität. Halten sich die Ohren zu. Rennen weg. Und Jesus erträgt das. Weil er sie liebt. Nach Pfingsten schaffen es auch diese ängstlichen, furchtsamen Jünger ihrer Liebe zu vertrauen. Wissen jetzt, dass auch ihre Liebe stark ist, das Unerträgliche zu tragen. Die Liebe erträgt alles. Ein Text, der oft von Brautpaaren gewünscht wird für ihre kirchliche Trauung. Leider scheint dann die eheliche Liebe im Laufe der Jahre dann doch das Gegenteil zu belegen. Aber hier in unserem Predigttext wird deutlich, was Paulus damit gemeint hat. Die Liebe erträgt alles, damit ist eben nicht ein gebeugtes Dulden gemeint. Auf den ersten Blick scheint es ja so zu sein: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Sicherlich gehört diese Aufforderungen zu den Sätzen, die am meisten missverstanden wurden Oder auch bewusst missdeutet. Mit dieser Aufforderung wurde manches Mal geradezu das Leiden verherrlicht. Menschen galten als besonders fromm, wenn sie sich selber geißelten, jede Bequemlichkeit verboten, das Leiden suchten. Als ob Jesus sich darauf gefreut hätte, am Kreuz sterben zu müssen! Schlimmer aber noch, wenn sich Menschen auf Grund dieses Satzes mit lebenszerstörenden Situationen abfinden. Wenn sie etwas erdulden, was sie krank macht, weil sie meinen, dass das eben nun ihr Kreuz wäre, das sie zu tragen haben. Wie viele Frauen bleiben bei ihren Männern, die sie über Jahre hinweg demütigen und schlagen? Büßen jedes Selbstwertgefühl ein, geben sich selber die Schuld, meinen, um der Kinder wegen die Ehe aufrecht erhalten zu müssen? „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?“ Es ist eigentlich ganz einfach. Gott will nicht, dass wir Menschen Schaden nehmen an unserer Seele. Wo wir in Lebensbezügen stehen, die uns die Luft zum Atmen nehmen. Die uns Angst haben lassen vor dem nächsten Tag. Die uns die Fröhlichkeit nehmen. Die uns den Schlaf rauben. Da können wir sicher sein, dass Gott an unserem Leben leidet. Und dann kann es bedeuten, dass ich mein Leben gründlich ändern muss. Dass ich konsequent nach einem Weg suche, der mich zurückführt in ein Leben, in der meine Seele Raum hat. Nicht Schaden nimmt. Für Jesus war dies der Weg ans Kreuz. Er wusste, dass seine Seele Schaden nehmen würde, wenn er sich diesem Weg verschließen würde. Darum reagiert er so heftig auf die Worte des Petrus. Für Hans und Sophie Scholl, die heute vor 66 Jahren hingerichtet wurden, bedeutete dies der Weg in den Widerstand. Weil sie – im Gegensatz zu Anderen – nicht damit hätten leben können, dem Wahnsinn der Nazis tatenlos zu zu sehen. Für die geschlagene und gedemütigte Frau bedeutet das hoffentlich, einen Neuanfang zu wagen. Den Kontakt zu Menschen zu suchen, die sie dabei unterstützen sich selbst und damit auch ihre Kinder zu schützen. Die Liebe erträgt alles. Sie duldet alles. Sie hofft alles. Unser Predigttext endet mit dem Ausblick auf das Reich Gottes. Jesus war der Überzeugung, dass es ganz bald in seiner Vollendung Realität sein würde. Wir leben damit, dass wir es immer wieder schon wahrnehmen und entdecken und doch noch Erwartende sind. Hans und Sophie Scholl haben nicht mehr erlebt, dass Deutschland einen neuen Anfang bekommt. Wir werden manchen Schaden, der unsere Seele schon genommen hat vielleicht nie mehr ganz heilen können. Leben können wir damit, wenn wir
immer wieder erfahren, dass die Liebe niemals aufhört. Dass sie die Größte ist.
Dass sie stärker ist als alles, was uns bedroht. Amen.
Predigt über Jesaja 62,6-12 zum 10. Sonntag nach Trinitatis am 20. August 2006 in der Providenz-Kirche in Heidelberg Liebe Gemeinde! I. Der Zehnte Sonntag nach Trinitatis ist in den christlichen Kirchen ein Tag des Anteilnehmens an dem Schicksal Jerusalems, der symbolträchtigen Heiligen Stadt, auch Zion genannt und als Frau personifiziert, der Gott wie in einer Ehe in Liebe zugewandt und treu verbunden ist. Mehrmals wurde
die Stadt Jerusalem in ihrer fast dreitausendjährigen Geschichte zerstört und
mit ihr der Tempel, der als Ort der Gegenwart Gottes hoch verehrt war. Die
letzte Zerstörung datiert in das Jahr 70 nach Christus, als die Römer die Stadt
eroberten – eines der historischen Zeugnisse ist der Titusbogen in Rom. Bis
heute ist Jerusalem eine politisch und religiös umstrittene Stadt. Juden und
Moslems behaupten ihren Anspruch darauf. Wie blutig sind die Auseinandersetzungen
um Stadt und Land bis heute. Unmittelbar nach der völkerverbindenden Fußball-WM
begannen erneut die kriegerischen Kämpfe zwischen Israel und dem Libanon.
Endlich am vorigen Montag (14.August)
nach fünf Wochen Krieg Waffenstillstand. Gott sei Dank, Dank allen, die um
friedliche Lösungen von Konflikten bemüht sind. Wann wird die Zeit kommen, in der jene Vision des
Propheten Jesaja wahr wird, dass die einander feindlichen Völker „ihre
Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen“, dass „kein Volk
gegen das andere das Schwert erheben wird und sie hinfort nicht mehr lernen, Krieg
zu führen“ (Jesaja 2,4), dass Jerusalem mit dem Tempel zu einem Ort der
friedlichen Begegnung der Völker wird, um gemeinsam auf die Weisungen Gottes zu
hören (Jesaja 2,2-3). II. Unser Predigttext, der zu den letzten Kapiteln des Jesajabuches gehört, blickt auf die im 6.Jahrhundert vor Christus durch die Babylonier erfolgte Zerstörung Jerusalems zurück. Stadt und Tempel waren wieder notdürftig aufgebaut, und der Tempel konnte etwa 70 Jahre nach seiner Niederbrennung wieder eingeweiht werden. Hoffnungen begannen neu zu keimen, aber da war auch die Angst, ob die Stadt jemals wieder zu ihrer ursprünglichen Lebendigkeit und Schönheit finden wird. Noch war sie verlassen, viele frühere Bewohner kehrten nicht mehr zurück, sie blieben oder starben fern von ihrer Heimat in babylonischer Gefangenschaft. Wird nicht bald wieder ein anderer Feind über die Stadt herfallen? Wir ahnen, wie es den in der Stadt übrig gebliebenen und den aus der Gefangenschaft heimgekehrten Menschen ging. Da mischten sich Hoffen und Bangen, Resignation, Müdigkeit und Verstummen mit Aufbruchsstimmung, neuer Wachheit und Brechen des Schweigens. In diese Situation hinein erging die prophetische Stimme, auf die wir heute als dem Predigttext hören wollen, Jesaja 62,6-12: 6 O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, 7 laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden! 8 Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, die Fremden trinken lassen, 9 sondern die es einsammeln, sollen's auch essen und den HERRN rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums. 10 Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! 11 Siehe, der HERR läßt es hören bis an die Enden der Erde: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her! 12 Man wird sie nennen »Heiliges Volk«, »Erlöste des HERRN«, und dich wird man nennen »Gesuchte« und »Nicht mehr verlassene Stadt«. Eine Stimme voller Hoffnung. Sie setzt auf die Verheißung Gottes, seinen Treueschwur: GOTT hat geschworen: Die Getreide und Wein ernten, sollen's auch essen. Die prophetische Stimme beruft sich auf die Zusage, dass Gott selbst die Stadt vor den Feinden schützen wird. Darum die Aufforderung, Gott „keine Ruhe zu lassen, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es zum Lobpreis auf Erden setze“. Von einer heiligen Unruhe sollen sich die Überlebenden der Katastrophe bestimmen lassen, Gott an seine Versprechen erinnern, ihm gleichsam in den Ohren liegen, einfordern und in Erinnerung an sein Versprechen neu den Weg in die Zukunft wagen. Das neue Leben in der Stadt vorwegnehmend werden sie aufgefordert, durch die Stadttore zu gehen in das Innere der Stadt, auf den Weg zu ihren Häusern und zum Haus Gottes, dem Tempel: Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! Nicht mehr die Resignation soll die Menschen bestimmen, sondern das Vertrauen, dass Gott hilft, die Wende herbeiführen wird – Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Sie sind nicht mehr die Verlassenen oder „die verlassene Stadt“, nicht mehr diejenigen, nach denen niemand fragt und die niemand sucht, sondern: Man wird sie nennen »Heiliges Volk«, »Erlöste des HERRN«, und dich wird man nennen »Gesuchte« und »Nicht mehr verlassene Stadt«. „Siehe, dein Heil kommt!“ „Heil“ ist in der biblisch-hebräischen Sprache ein umfassender Begriff, er hat mit „Rettung“ zu tun, mit „Heilwerden und Heilsein“, mit „Ganzwerden und Ganzsein“. III. An diesem Sonntag, den wir in unserer Kirche auch „Israelsonntag“ nennen, ist uns besonders aufgegeben, durchzubuchstabieren, was es für unseren christlichen Glauben bedeutet, wenn Jesus im Johannesevangelium sagt: „Das Heil kommt von den Juden“ (Johannes 4,22). Das hebräische Wort für „Heil“ – Jescha´ – klingt auch in dem hebräischen Namen Jesus an – Jeschu´a bedeutet: Gott heilt, hilft, rettet. Wir müssen uns hüten, alles besser zu wissen, dennoch dürfen wir kritisch sein. Die biblische Aussage „Das Heil kommt von den Juden“ hat keine politische, sondern eine religiös-ethische Dimension. Gottes heilvolles Handeln bleibt nicht auf ein einzelnes Volk beschränkt. Alle Völker sind einbezogen, darauf weist das aufzurichtende Zeichen für die Völker. Gottes Heil soll weithin in alle Welt leuchten. Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Gott ruft wie sein Volk Israel so auch alle seine Völker auf, den Weg zu ebnen, die Steine wegzuräumen, damit sein Heil zu uns kommen, bei uns, in Stadt und Land, einziehen kann. Das bedeutet, die alten Hindernisse zu beseitigen, die Stolpersteine, Mauern und Barrièren – im eigentlichen Sinn, wo Wege versperrt werden, aber auch im übertragenen Sinn gilt: Räumt weg, was euch die Sicht nimmt, euch in eurem Reden und Handeln einengt, wenn es um das von Gott gewollte Leben für alle Völker geht. Achtet wieder auf die Vision dieses Lebens. Werdet zum „Heiligen Volk“, zu „Erlösten Gottes“, die als Beispiel/Vorbild von den Menschen in aller Welt gesucht werden. Gebt in eurer Stadt und eurem Land ein Beispiel für die Völker, dass es möglich ist, in Frieden zusammenzuleben, wie unterschiedlich unsere Herkunft, Nation, Religion und Kultur sein mag. Wie damals Wächter über Jerusalems Mauern bestellt waren, die Tag und Nacht über die wieder aufgebaute Stadt wachen sollten, so sind auch wir heute zur steten Wachsamkeit aufgerufen, um Gottes Stimme Gehör zu verschaffen und nicht nachzulassen, darum zu bitten und das Menschenmögliche dafür zu tun, dass wie für Jerusalem die Zeit kommt, in der alle Völker zum Lobpreis Gottes auf Erden werden, und das heißt einander gerecht werden in gegenseitiger Achtung und in einem friedlichen Miteinanderleben. IV. Der Predigttext aus dem 62.Kapitel des Jesajabuches ist eine zunächst partikular auf Zion begrenzte Zukunftsansage, ermutigend und voller Hoffnung, dass es von Gott her die ersehnte Rettung für das zerstörte Jerusalem gibt. Diese Stimme der Hoffnung, die aus Gottes Verheißung schöpft, verbindet uns mit der israelitisch-jüdischen Religion und damit auch mit dem Volk Israel, dem wir den größten Teil, nicht weniger als zwei Drittel, unserer Bibel verdanken und damit unsere Lebenswerte, unsere Ethik, die Grundlagen unseres Zusammenlebens. Die traditionelle Bezeichnung „Altes Testament“ wird den so wunderbaren Texten, zu denen auch der heutige Predigttext gehört, nicht gerecht. Sie sind keineswegs veraltet, keineswegs pauschal „alttestamentarisch gesetzlich“ im Gegensatz zum „Evangelium“ des Neuen Testaments zu verstehen. Sie gehörten zur Bibel Jesu, des Juden aus Nazareth. So sind die Juden und die Christen in einem tiefen, bis heute viel zu wenig bedachten Sinn Geschwister. Mögen wir mit dem Apostel Paulus einstimmen, der staunend über die Wege Gottes mit Israel und den Völkern ausruft (Römer 11,33-36): „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn >>wer hat des Herrn Sinn erkannt oder wer ist sein Ratgeber gewesen?<< Oder >>wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müsste?<< Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“ (Die Gemeinde singt:) Amen. Lieder: „All Morgen ist ganz frisch und neu“ (EG 440), „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen“ (EG 272), „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser“ (EG 278), „Gott liebt diese Welt“ (EG 409), „Bewahre uns, Gott“ (EG 171). Autor der Predigt: Heinz Janssen, ehem. Pfarrer an der Providenz-Kirche in Heidelberg Altstadt/City providenz@aol.com „Wie schwer ist’s, ins Reich Gottes zu kommen“ Predigt zum Monatsspruch „So arbeiten umsonst ..., so wacht der Wächter umsonst ...“ Nein, ich will nicht, dass ich in diesem Monat umsonst arbeite, mich vergeblich abrackere und umsonst wachsam mit anderen Menschen und mir selbst bin. „Wenn Gott nicht das Haus baut ... Wenn Gott nicht die Stadt behütet ...“ Ich höre aus diesen Worten: Gott will in meinem Planen, Bauen und Wohnen einbezogen sein. Ohne Gottes Segen alles vergebliche (Liebes-)Mühe. Welch eine Relativierung meiner Geschäftigkeit, meines Eifers, meiner Rastlosigkeit. „Seinen Freunden gibt er es im Schlaf“, so lese ich in der Mitte des Psalms. Da ist also noch etwas anderes als Mühe und Arbeit. Es wäre darum zu wenig, wenn wir rückblickend einander nur dies zu sagen hätten: „Müh’ und Arbeit war sein/ihr Leben ...“ Leben ist mehr. Ich sehne mich danach, mehr zu leben. Jeden Tag eine kreative Pause, ein Atemholen der Seele, die nötige Ruhe. Die Mitte des Psalms lässt sich auch so verstehen. Gott will nicht, dass ich mich überfordere, sondern gibt, gönnt mir den Schlaf. „Wenn Gott nicht das Haus baut ... Wenn Gott nicht die Stadt behütet ...“ Haus und Stadt sind elementare Symbole für Geborgenheit und Schutz. Ich will in diesem Monat mein Haus/meine Wohnung und meine Stadt/mein Dorf bewusst genießen. Das Dach über dem Kopf, den Raum, in dem ich mich wohlfühle, in dem ich mit der Familie kommunizieren und Freundschaften pflegen, mich zurückziehen und ausruhen kann. Und das wie früher durch eine Stadtmauer geschützte Terrain. Ich erschrecke, wenn ich daran denke, wie viele Menschen keine Bleibe haben und keinen Wohnort, der ihnen Sicherheit gibt. Wenn ich in diesem Monat in meiner Stadt/meinem Dorf unterwegs
bin, will ich mir mehr Zeit lassen für den einen oder anderen mir bekannten
Menschen, dem ich begegne. Mich an den Menschen freuen, mit denen mich
gemeinsame Interessen verbinden, welche mir zugetan sind und mit mir neben all
dem Schönen die Erfahrung der Verunsicherung teilen. Auf Menschen zugehen, die
mir fremd, manchmal unangenehm sind, denen ich lieber aus dem Weg gehe. Baut so
Gott das Haus? Und bewacht so Gott die Stadt/das Dorf? Wachsam will ich sein in diesem Monat und nicht umsonst wachen. Aber nicht alles und jedes muss kontrolliert werden. Es schaudert mich, wenn ich mir den gläsernen Menschen vorstelle. Horror pur. Meine Freiheit im persönlichen und gesellschaftlichen Bereich wäre einschränkt. Da lobe ich mir lieber die Selbstkontrolle, die selbstkritische Gesinnung, den Blick nach innen. Denn Eigenverantwortlichkeit ist gefragt. Sie beginnt in meinem Haus, und sie hat Auswirkungen auf die Gemeinschaft in Familie und Stadt/Dorf. Wachsam will ich dreißig Tage lang auf den Wegen dieses Monats gehen. Wachsam für das Bauen und Behüten Gottes. Ich will mich Tag für Tag in dem Vertrauen üben, dass Gott seinen Segen auf Haus und Stadt/Dorf legt, mich aufbaut und wie eine Stadtmauer vor allem, was sich feindlich gegen mich stellt, beschützt. Nichts wird umsonst sein, nichts vergeblich, wenn ich in Gottes Namen baue, mein Leben, meine Beziehungen gestalte und wach durch diesen Monat gehe. „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen“, tröstet Jesus. „Wenn Gott nicht das Haus baut ... Wenn Gott nicht die
Stadt behütet ...“ Nicht Unnahbarkeit, sondern unmittelbare
Nähe |
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